Farbmaus
einen Steckbrief findest du unter
www.Mäusereich.de.tl.
Herkunft
Direkte Vorfahren der Farbmaus sind die gewöhnlich grau-braunen Hausmäuse. Von Züchtern wurden aus ihnen diverse Erscheinungsformen mit verschiedenen Fellfarben, Fellvarianten und Größen abgeleitet. Aufgrund der mindestens jahrzehntelangen Käfighaltung können Farbmäuse im Freiland auf Dauer nicht mehr überleben. Werden Freilandmäuse über mehrere Generationen erfolgreich in Käfigen gehalten und immer wieder untereinander verpaart, ist bereits nach ca. zehn Generationen damit zu rechnen, dass einzelne Junge mit rein weißer oder rein schwarzer Fellfärbung geboren werden.
Weiße Mäuse sind bereits aus dem antiken Kreta bekannt. Sie galten als heilig und als Glücksbringer. Teilweise wurden Dutzende in speziellen Tempeln gehalten und auf Staatskosten versorgt. Aufgrund von einigen Abbildungen auf Schalen und Tongefäßen des alten Ägyptens ist bekannt, dass dort vor 4000 Jahren Mäuse gehalten wurden. Die Ägypter schrieben ihnen übersinnliche Kräfte zu.
In China kennt man so genannte Tanzmäuse seit 2500 Jahren. In Japan werden seit 300 Jahren Tanzmäuse, weiße Mäuse und Farbmäuse gezüchtet. Von dort aus gelangten die ersten solchen Mäuse nach Amerika und schließlich nach Europa. Wobei Tanzmäuse als Qualzucht gelten.
Der Gott Apoll wurde auf Sizilien, in Griechenland und Kleinasien viele Jahrhunderte lang als Mäusegott namens Smintheus verehrt, und man setzte echte Mäuse zur Befragung der Götter ein. Mitte des 19. Jahrhunderts beschäftigten sich die Briten vor allem mit der Zuchtwahl nach Farben und Zeichnungen von Mäusen. Es wird vermutet, dass die ersten britischen Mäuse mit portugiesischen Seefahrern aus Japan und nicht aus Griechenland kamen.
Ende des 19. Jahrhunderts entstand in England der erste Verein (National Mouse Club – NMC), der sich mit Zucht, Ausstellung und Auszeichnung von Farbmäusen beschäftigte. Seit 2004 gibt es auch in Deutschland einen Verein, der sich der Rassezucht und Ausstellung von Farbmäusen widmet, den Deutschen Mäuse-Rassezuchtverein Muroidea e.V. (DMRM).
Haltung
Vor einem Kauf sollte der Gesundheitszustand der Tiere und ihr Verhalten genau geprüft werden. Jungtiere aus kommerziellen Zuchten werden häufig sehr früh von der Mutter entfernt und haben dann oft ein ungleichmäßig gewachsenes, gelegentlich struppiges Fell, sehen manchmal eher kugelig aus (statt mäuse-typisch deutlich länger als hoch) und bewegen sich womöglich ungewöhnlich langsam. Zudem können auch relativ kleine Tiere bereits tragend sein, wenn sie nicht in getrennt-geschlechtlichen Gruppen gehalten werden. Grundsätzlich sollte einem Kauf in einem Tierheim der Vorzug gegenüber einem Kauf im kommerziellen Handel gegeben werden, da kommerziell gehandelte Tiere häufig sehr früh aus dem Familienverband entfernt werden und daher gesundheitliche Probleme haben können.
Ein Käfig zur Haltung von Mäusen als Haustiere sollte mindestens eine Länge von 100 cm, eine Breite von 50 cm und eine Höhe von 50 cm haben. Der Käfig sollte möglichst mehrere Etagen umfassen, die man mit Ästen oder Sisalseilen miteinander verbinden kann, denn Mäuse klettern gerne und entwickeln in abwechslungsreicher Umgebung keine Verhaltensstörungen. Das Mäuseheim sollte mit Inventar aus Naturmaterialien ausgestattet sein, da die Tiere gerne und überall nagen; bei Plastik, Stoffteilen, lackiertem Holz und spitzen Gegenständen besteht die Gefahr der gesundheitlichen Schädigung durch Verletzung oder Aufnahme.
Für die Zucht von Futtertieren gibt es im Fachhandel spezielle Zuchtkäfige aus Makrolon („Typ 1“) mit einer Bodenfläche von 200 cm², in die erkennbar trächtige Weibchen kurz vor dem Werfen umgesetzt werden können. In ihnen sollte zusätzlich zur Einstreu genügend Nistmaterial (z.B. vier oder fünf Kosmetiktücher) zur Verfügung stehen. Dennoch sollte man auch Futtertiere artgerecht halten, da nur so sich gesunde kräftige Tiere entwickeln können.
Ernährung
Als so genannte Allesfresser verzehren frei lebende Hausmäuse sowohl pflanzliche Nahrung (zum Beispiel herab gefallene Samen von Gräsern, Nüsse und Wurzeln) als auch lebend erbeutete Insekten (vor allem deren Larven) und gelegentlich Aas. Farbmäuse sollten daher mit ähnlich abwechslungsreichem Futter versorgt werden, wobei zu beachten ist, dass manche im Tierhandel erhältlichen Fertigmischungen einen hohen Anteil an gefärbten oder gezuckerten Futterzusätzen enthalten, die der Gesundheit einer Maus eher schaden als nützen. Der Kauf von speziellen Fertigmischungen für Kleinnager dient vor allem der Bequemlichkeit der Tierhalter. Das Futter lässt sich auch gut selbst zusammenstellen. Die Grundzutaten sind verschiedene Körner wie Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, kleine Sämereien wie Hirse und Saaten, sowie ein geringer Anteil ungezuckerten Früchtemüslis. Zusätzlich zum Körnerfutter sollten zwecks besserer Versorgung mit Vitaminen zum Beispiel auch kleine Stücke von Äpfeln, Karotten und Kopfsalat oder frischem Grün wie Gras oder Löwenzahn in den Käfig gelegt (und bevor deren Reste verschimmelt sind, wieder entfernt) werden. Auch Zweige und Blätter von ungiftigen und ungespritzten (!) Zierpflanzen und Bäumen (zum Beispiel von Rosen, Haselnuss-Sträuchern, Birken oder Hainbuchen) können als Nahrung und zum Zerknabbern dienen. In kleinen Mengen und selten können Mehlwürmer, Hundekuchen, gekochtes Ei oder etwas Joghurt als tierisches Eiweiß gegeben werden.
Albino-Maus mit pigmentierten Jungen
Neugeborene Farbmäuse, 1 Tag alt
10 Tage alt, werden von Hand gefüttert
Wie viele Nagetiere sind auch Farbmäuse polyphasisch aktiv, unternehmungslustig und neugierig. Obwohl sie eher nachtaktiv sind, kann man sie auch tagsüber beobachten. Sie halten einfach nur ab und zu eine Ruhepause. Sie können sehr gut klettern, hoch springen und passen durch alle Löcher, durch die auch ihr Kopf passt; der restliche Körper ist äußerst verformbar. Der Schwanz wird als Ruder oder Fangleine eingesetzt. Er ist für sie sehr wichtig, um das Gleichgewicht zu halten.
Mäuse sind Nager, die die Gesellschaft lieben. Die Haltung einzelner Tiere ist daher nicht ratsam. Man kann problemlos mehrere Weibchen ohne Männchen zur Verhinderung schnellen Nachwuchses zusammenhalten. Bei reinen Weibchengruppen gibt es keine Revierkämpfe und kaum Rangordnungskämpfe.
Die Haltung von Männchen ist schwieriger. Bei reinen Männchengruppen kann es auch unter verwandten Tieren mit Einsetzen der Geschlechtsreife zu ernsthaften Kämpfen kommen, die unabhängig von der Größe der Haltungsfläche mit Bisswunden oder tödlich enden können. Kastrierte Männchen sind in der Regel friedlicher als unkastrierte und riechen weniger stark. Die Kastration sollte von einem erfahrenen Tierarzt durchgeführt werden.
Eine erwachsene Maus in eine schon bestehende Gruppe einzufügen, ist riskant, da sie als Eindringling betrachtet und gejagt wird. Es gibt einige bedingt erfolgreiche Integrationsmethoden: Etappenmethode: Man lässt sich die fremden Mäuse auf fremdem Terrain kennenlernen (ideal ist eine Badewanne). Bei Beißereien sollte man mit einem Stück Pappkarton dazwischengehen. Kuscheln die Mäuse alle in einer Ecke zusammen (man kann auch einen Waschlappen in eine Ecke legen, wer keine kalten Füße bekommen will setzt sich dort drauf), kann man zur nächsten Etappe übergehen, dem Engsetzen. Dazu werden die Tiere in eine Transportbox gesetzt, damit sich ein gemeinsamer Gruppengeruch bildet, möglichst über Nacht. Futter und Wasser sollten übrigens immer vorhanden sein! Mäuse erkennen einander nicht individuell, sondern am Gruppengeruch. Kuscheln sie auch hier wieder friedlich miteinander setzt man sie in die mit Essigwasser geruchsneutral (gut nachspülen!!) gemachte Etage oder Käfig, mit nur einem Häuschen am Anfang. Gibt es Streit, geht man entweder eine Stufe zurück, oder nimmt das Haus für einige Tage raus. Weiteres Inventar kann nach und nach zugegeben werden, eins am Tag. Daher wird auch eine für einige Tage herausgenommene Maus beim Wiedereinfügen als Eindringling behandelt (siehe hierzu auch: Olfaktorische Kommunikation bei Hausmäusen).
Farbmäuse beißen nicht ohne Grund, missdeuten allerdings gelegentlich den Finger des Menschen als Futter. Das Beißen wird vom Menschen meist als Angriff oder Missmut der Tieres wahrgenommen. Dem ist nicht so. Für eine Farbmaus ist Beißen eine Möglichkeit, sich zu wehren, zum Beispiel aus Angst, bei Kämpfen oder wenn sie vom auf die Hand genommen werden einfach genug hat.
Farbmäuse unterscheiden sich nicht nur durch Fellfarbe von einander, auch charakterliche Unterschiede kann man bei längerer Betrachtung feststellen. Manche wirken eher scheu, andere mutig, ruhig oder sehr aktiv.
Das Verhalten einer Farbmaus ist für den Besitzer wichtig zu studieren, um sein Tier besser kennenzulernen und um die Hintergründe eventueller Verhaltensänderungen (z.B. bei Krankheit) herauszufinden.
Fortpflanzung
Farbmäuse bekommen oft und viele Nachkommen, unabhängig vom Platzangebot. Reine Weibchen- oder (kastrierte) Männchengruppen eignen sich daher besser für die Haltung. Weibchen kann man eindeutig an den Zitzenfeldern am Unterbauch erkennen. Bei Weibchen ist zudem der Abstand zwischen Anus und Geschlechtsöffnung deutlich geringer als beim Männchen – dies zu erkennen setzt aber eine genaue Kenntnis der Mäuse-Anatomie voraus.
Weibchen werden mit etwa vier Wochen geschlechtsreif und können bereits im Alter von 60 bis 70 Tagen selber Junge werfen. Die Wurfgröße vitaler Weibchen liegt zwischen sechs und zwölf Jungtieren, teilweise auch darüber. Kleinere Würfe können auf ein zu hohes Alter der Mutter oder beginnende Inzuchtdepressionen der Eltern hindeuten, kommen aber gelegentlich auch bei völlig vitalen Weibchen vor.
19 bis 21 Tage nach der Paarung kommen die noch nackten, tauben und blinden Jungen zur Welt. Man muss die Mutter nicht von anderen weiblichen Tieren trennen; diese kümmern sich unter Umständen ebenfalls um die Jungtiere. Wenige Stunden nach der Geburt ist das Weibchen allerdings schon wieder empfängnisbereit: Das Tier nach jedem Werfen sofort erneut schwanger werden zu lassen, kann aber seine Lebenserwartung deutlich mindern, da der stetige Wechsel von Jungenaufzucht und Schwangerschaft eine extrem hohe körperliche Belastung darstellt.
Sobald das Weibchen sichtbar schwanger ist und so lange die Jungen noch nackt sind, sollte das Weibchen möglichst in Ruhe gelassen werden. Auch das Reinigen des Käfigs sollte sich auf die Pinkelecken beschränken. Allzu häufige Störungen können bei Mäusen aus diversen Zuchtlinien dazu führen, dass die Jungtiere aufgefressen werden. Infantizid kommt auch bei ungestörten Tieren als normales Verhalten gelegentlich vor.
Nach drei Tagen beginnt das Wachstum des Fells, und man kann nach und nach die ersten Abzeichen und Fellfarben erkennen. Nach etwa zehn Tagen ist das Fell völlig entwickelt, nach knapp zwei Wochen öffnen sich die Augen. Jungtiere aus größeren Würfen sollte man nicht früher als im Alter von knapp vier Wochen von der Mutter trennen, um sicher zu sein, dass sie sich auch später gut weiterentwickeln; bei Würfen von nur drei oder vier Jungen kann die Trennung bereits nach drei Wochen erfolgen. Da die Männchen schon mit 30 bis 35 Tagen geschlechtsreif werden können, ist es zwingend notwendig, die jungen Männchen mit 28 Tagen von ihren Schwestern, ihrer Mutter und den anderen Weibchen zu trennen, um weiteren Nachwuchs zu vermeiden.
Die Lebenserwartung von Farbmäusen beträgt in der Regel etwa 1,5 bis 2 Jahre, einzelne Tiere können auch erheblich älter werden.
Texte und Bilder von Wikipedia.